Wie lässt sich die Vernetzung von bayerischen WissenschaftlerInnen mit Lateinamerikabezug vorantreiben? Diese Frage stand über dem 1. Nachtreffen der Forschungsgruppe Natur- und Lebenswissenschaften des Forschungsnetzwerks Lateinamerika in Bayern (LATinBAY) am 22. Mai in Erlangen. Das Bayerische Hochschulzentrum für Lateinamerika (BAYLAT) organisierte die Veranstaltung. Ziel war es, die Synergien innerhalb von LATinBAY zu besprechen und weiterzuentwickeln. LATinBAY wurde von BAYLAT 2018 ins Leben gerufen, um die Forschungszusammenarbeit zwischen bayerischen und lateinamerikanischen Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen zu vernetzen.
WissenschaftlerInnen der Universität Bayreuth (Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften / Ökologisch-Botanischer Garten), der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Institut für Geographie / Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie / Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie), des Universitätsklinikum Erlangen (Institut für Pathologie / Hautklinik), des Helmholtz Instituts Erlangen-Nürnberg, der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (Fakultät Informatik und Mathematik) sowie der Hochschule Landshut (Fakultät für Informatik) nahmen an dem Nachtreffen teil.
In den Räumlichkeiten der „Palmeria“ am Universitätsklinikum Erlangen wurden die gut 20 TeilnehmerInnen zunächst von BAYLAT-Geschäftsführerin Dr. Irma de Melo-Reiners und der Moderatorin der Veranstaltung, Prof. Dr. Regine Schneider-Stock, begrüßt. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde hatten die anwesenden WissenschaftlerInnen die Gelegenheit, ihre Forschungsprojekte in bzw. mit Lateinamerika in Kurzpräsentationen vorzustellen.
Aus der Gruppe Lebenswissenschaften präsentierte Prof. Dr. Jan Kremers vom Universitätsklinikum Erlangen zwei Forschungsprojekte aus dem Bereich der Augenheilkunde (The retina as a biomarker for Duchenne muscular dystrophy (DMD) and for possible therapeutic intervention / Electrophysiological characterisation of colour vision and retinal adaptation processes), die sein Team zusammen mit der Universidade de São Paulo (USP) in Brasilien realisierte. Prof. Dr. Schneider-Stock vom Institut für Pathologie am UK Erlangen stellte drei bilaterale Workshops mit Brasilien (Universidade Federal de São Paulo-UNIFESP, Universidade Federal de Ciencias da Saude de Porto Alegre–UFCSPA) zu Tumorforschung vor. Diese wurden durch BAYLAT und die Stiftung zur Forschungsförderung im Bundesstaat São Paulo (Fundação de Amparo à Pesquisa do Estado de São Paulo - FAPESP) gefördert.
Aus der Gruppe Naturwissenschaften stellte Prof. Dr. Franz Bogner von der Universität Bayreuth zum einen die Gründung des interdisziplinären Humboldt-Zentrums an der Universidad de Ciencias Pedagógicas Enrique José Varona (UCP) in Havanna, Kuba vor. Außerdem ging er auf seine Feldforschung in Ecuador ein, in deren Rahmen er das Buch „Biodiversity Hotspot - Tropical Mountain Rainforest“ veröffentlichte. Prof. Dr. Matthias Braun vom Institut für Geographie der FAU Erlangen-Nürnberg präsentierte verschiedene wissenschaftliche Projekte seiner Arbeitsgruppe zu Gletscher- bzw. Niederschlagsuntersuchungen in Peru, Bolivien Argentinien und Chile. Dabei sind unter anderem die Universidad Austral de Chile (UACh) und die Universidad Mayor de San Andrés (UMSA) in La Paz, Bolivien involviert. Sein Kollege Dr. Andrés Gerique bezog sich auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Facultad Latinoamericana de Ciencias Sociales (FLACSO) in Quito, Ecuador im Rahmen des Projekts „Biosphere Reserves and Biodiversity Conservation in Megadiverse Ecuador”. Danach stellte Prof. Dr. Markus U. Mock von der Fakultät für Informatik der HaW Landshut seine Zusammenarbeit mit den peruanischen Hochschulen Universidad Nacional de Ingenieria (UNI) in Lima und der Universidad Nacional de San Agustín de Arequipa (UNSA) dar. Dabei geht es um ein Kommunikationssystem für Extremsituationen einerseits und anderseits um die Erkennung von illegaler Fischerei in geschützten Gewässern. Abgerundet wurde die Kurzvortagsreihe mit der Präsentation von Dr. Jennifer Munkert vom Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie der FAU Erlangen-Nürnberg. Sie ging auf zwei Forschungsprojekte zum Thema „Cardenolide als anti-virale und anti-tumorale Substanzen“, die in Zusammenarbeit mit der Universidade Federal de Santa Catarina (UFSC) in Florianópolis und Belo Horizonte, Brasilien realisiert wurden.
Dipl.-Ing. Nidia Gawehns vom Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg schloss die Runde mit einem persönlichen Aufruf an die WissenschaftlerInnen, ausgemusterte Computer und Forschungsgeräte für Bildungseinrichtungen im krisengeschüttelten Venezuela zu schicken, sobald sich die politische Lage dort stabilisiert.
Die Redner brachten in Anschluss an ihre Kurzpräsentationen Ideen für weitere Synergien innerhalb von LATinBAY an. Unter anderem wurden der Aufbau einer digitalen Plattform für LATinBAY-Mitglieder und die gegenseitige Hilfe bei Förderantragsstellungen sowie der Gewinnung von Projektpartnern angeführt.
Vor allem die angedachte Plattform, ein LATinBAY-Informationssystem, stand im Mittelpunkt der anschließenden Diskussion über mögliche Synergien. Hier konnten konkrete Ideen gesammelt werden. Diese wurden im darauffolgenden Vortrag von Dr. Marcus Walther, zuständig für das Forschungsinformationssystem CRIS an der FAU Erlangen-Nürnberg, technisch eingeordnet und vertieft. Als weitere Referentin war Katrin Mögele, M.Sc. von der Bayerischen Forschungsallianz (BayFOR) geladen, um über Europäische Forschungsförderung und Kooperationsmöglichkeiten ihrer Institution zu informieren. Die Referentin und Förderbeauftragte von BAYLAT, Dipl.-Pol. Luise Freitag, gab eine Übersicht über die Programme, die BAYLAT zur Forschungsförderung, anbietet.
Zum Schluss ergriffen noch einmal Prof. Dr. Schneider-Stock und Dr. de Melo-Reiners das Wort, um das Besprochene zusammenzufassen und die Gäste zu verabschieden. Außerdem wurde Jonas Löffler, B.A. gedankt, der als neuer Referent und Marketingbeauftragter von BAYLAT viel zur Organisation des gelungenen LATinBAY-Nachtreffens beigetragen hat.