Dr. h.c. Friedrich Kauder
Das Bayerische Hochschulzentrum für Lateinamerika (BAYLAT) trauert um Herrn Dr. h.c. Friedrich Kauder, der am 01. März 2021 im Alter von 99 Jahren verstorben ist.
Herr Kauder war unter anderem 2007 dabei, als Professor Grüske, damaliger Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), im kleinen Kreis die Idee zur Einrichtung eines Bayerischen Hochschulzentrums für Lateinamerika (BAYLAT) vorstellte. Seit dem Jahr 1998 wurden mit Unterstützung durch Herrn Kauder viele Delegationen nach Brasilien gemeinsam organisiert und durchgeführt. TeilnehmerInnen der Delegationsreisen waren Minister des Bayerischen Staatssministeriums für Wissenschaft und Kunst (StMWK) sowie zahlreiche FAU-WissenschaftlerInnen und der damalige Präsident der FAU.
Mit seinem Einsatz für die Beziehungen zwischen Bayern und Brasilien, die ihm stets ein besonderes Anliegen waren, hat er an der FAU sowie in Brasilien viel Positives bewirkt. So kam auf seine Initiative hin eine Kooperationspartnerschaft zwischen der brasilianischen Universität Universidade da Região de Joinville (UNIVILLE) und der Friedrich-Alexander-Universität zustande. Des Weiteren organisierte und betreute er in seiner Position als Präsident der Gesellschaft Rugendas (Brasilianisch-Deutsche Gesellschaft für Ökologie, Kultur und Wissenschaft) die Zusammenarbeit zwischen bayerischen und brasilianischen Institutionen in verschiedenen Projekten, wie zum Beispiel seit 1998 im interdisziplinären „Projekt Babitonga 2000“ an der FAU. Hierfür sicherte er sich die Unterstützung der bayerischen Staatskanzlei und des Bayerischen Staatssministeriums für Wissenschaft und Kunst. Das Projekt beinhaltet neben dem Fokus auf ökologische Problemstellungen auch wirtschaftliche, geographische, biologische und historische Dimensionen und wird in Kooperation mit der Universität UNIVILLE, angesiedelt in Joinville im südbrasilianischen Bundesstaat Santa Catarina, durchgeführt. Auch die Regierung Santa Catarinas, einem Bundesstaat, in dem bis heute viele Nachfahren deutscher Einwanderer leben, die Sprache und Kultur ihrer Vorfahren erhalten haben, ist an „Babitonga 2000“ beteiligt. An der FAU hatte die Leitung des Projektes der verstorbene Prof. Dr. Thomas Neeße, Inhaber des Lehrstuhls für Umweltverfahrenstechnik und Recycling, inne, der dafür im Rahmen des „Babitonga-Tages“ auch mit dem Rugendas-Preis augezeichnet wurde. (vgl. Mediendienst FAU-Aktuell Nr.3179 vom 23.05.2003)
Seitens der FAU waren außerdem der Lehrstuhl für Ökophysiologie der Pflanzen (Prof. Dr. Donat-Peter Häder), der Lehrstuhl für Molekulare Pflanzenphysiologie (Prof. Dr. Werner Nezadal), der Lehrstuhl für Physische Geographie (Prof. Dr. Uwe Treter), die Professur für Physikalische Chemie (Prof. Dr. Ulrich Nickel), der Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte (Prof. Dr. Ludwig Reisch), der Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft (Prof. Dr. Mechthild Habermann) sowie die Professur für Germanistische Linguistik (Prof. Dr. Bernd Naumann) beteiligt. (vgl. Mediendienst FAU-Aktuell Nr.3179 vom 23.05.2003)
Auch an der oben genannten Partneruniversität der FAU, UNIVILLE, genoss Herr Kauder hohes Ansehen: Als Anerkennung für seine Leistung für die Universität, unter anderem durch seine Unterstützung beim Bau zweier Forschungszentren (CEPAS in São Bento do Sul und Babitonga Bay), wurde ihm der Titel des „Doctor honoris causa“ verliehen.
Dass das Bauen von Brücken zwischen Bayern und Brasilien ihm so am Herzen lag, zeigt sich auch durch die von ihm verfassten Bücher: „Bayern und Brasilien“ ist ein einmaliges Werk über die historische Beziehung zwischen Bayern und Brasilien. Zu diesem Werk organisierte der Autor auch eine Ausstellung in der bayerischen Staatskanzlei in München . In dem Buch „So lacht Brasilien“ sammelte Herr Kauder amüsante Kurzgeschichten aus Brasilien.
Friedrich Kauder hat sich um die Beziehungen zwischen Brasilien und Bayern in höchstem Maße verdient gemacht. Auch die FAU und BAYLAT durften von einer regen Zusammenarbeit mit Herrn Kauder profitieren. Um seine Verdienste öffentlich zu Ehren, wurden ihm verschiedene Auszeichnungen verliehen, darunter der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Verdienstkreuz am Bande) sowie die brasilianischen Orden Ordem De Rio Branco und Ordem Dos Bandeirantes.